Quake – Mein Museums-Tipp für Lissabon (mit Teenager)
Quake – Mein Museums-Tipp für Lissabon (mit Teenager)
Hallo zusammen,
der letzte Bericht war etwas länger, der heutige wird dafür etwas kürzer.
Ich stelle euch ein neues und sehr lohnenswertes Museum in Lissabon vor.
Von dem Museum hatte ich bis dato noch nichts gelesen. Bei der Planung habe ich mich mehr auf die klassischen Sehenswürdigkeiten von Lissabon konzentriert.
Unser Guide von unserer Tour nach Sintra erzählte uns davon. Auf das Thema kamen wir, als wir an dieser Statue vorbei fuhren.
Die Kids hörten sehr interessiert zu, als er von dem neuen Museum erzählte – und so entstand der Plan, direkt am nächsten Tag nach dem Frühstück zu dem Museum zu fahren.
Unser Tag beginnt wie immer mit harten Aufback-Brötchen, Plörre-Kaffee – aber zumindest leckeren Küchlein.
Und dann machten wir uns auf den Weg Richtung Westen, Richtung Belem.
Vorbei an dem imposanten Aquädukt aus dem Jahr 1748.
Insgesamt ist das Bauwerk 14.000 Meter lang und hat sogar dem Erdbeben 1755 getrotzt.
Wieder fahren wir unter der berühmten Brücke hindurch Richtung Belem
Die Lage vom Museum Quake
Zwischen Altstadt und Belem liegt das Museum.
In der direkten Nähe gibt es einen öffentlichen Parkplatz. Wenn ihr die Bahn nutzt, ist die Haltestelle “Belem” am nächsten zu dem Museum
Erst im April 2022 hat dieses Museum eröffnet.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise für das Museum ‘QUAKE’Öffnungszeiten täglich von 10 – 18 Uhr Die Eintrittspreise variieren je nach Uhrzeit, Tag und Saison. Erwachsener: 21,00 € bis 31,00 € Kind (6-12 Jahre): 14,50 € bis 21,50 € Senioren (+65 Jahre): 17,00 € bis 25,00 € Kinder unter 5 Jahren können das Erlebnis kostenlos besuchen, haben jedoch keinen Zutritt zur Simulator-Plattform. |
Es gibt nur begrenzt Eintrittskarten pro Stunde, daher empfiehlt es sich, die Tickets vorab online zu reservieren. Meistens sind sie dann sogar noch 10 % günstiger.
Tickets online bestellen
Auf englisch direkt beim Museum: https://lisbonquake.com/en-GB/tickets?stage=1 |
Auf deutsch via GYG*: (*Affiliatelink) |
Unser Besuch im Quake
Wir wussten das mit dem online Tickets vorbestellen und Zeitfenster nicht, hatten aber Glück und bekamen Tickets für ein Zeitfenster ca 1/2 Stunde später.
Die Wartezeit haben wir im Café direkt im Museum überbrückt und noch eine Kleinigkeit getrunken. Unsere Rucksäcke haben wir in Schließfächern sicher verstauen können
Zugegeben: Als ich hörte, was der Eintritt kostet, habe ich kurz geschluckt.
112 Euro. Puh.
Aber: Es hat sich gelohnt.
Wir besuchen oft Museen, im Ranking der Kids ist das Quake direkt auf Nr. 1 gelandet und hat die Galileo-Wissenswelt auf Fehmarn, welche seit 2017 unangefochten auf Platz 1 der Kids stand, nun auf Platz 2 zurückgedrängt.
Nachdem wir den Eintritt bezahlt hatten, bekamen wir jeder ein spezielles Armband.
Hierfür wurde unsere Email-Adresse hinterlegt und wir konnten so mit dem Armband virtuelle Lesezeichen erstellen. Wenn wir ein Thema gerne zu Hause nochmals in Ruhe durchlesen wollten, hielten wir das Armband an den Point und bekamen den entsprechenden Bericht nach Hause.
Es gibt auch im Museum verteilt ein paar Selfie-Points, auch die Fotos werden dann gespeichert und können nach dem Besuch mit Hilfe eines Zugangscodes abgerufen und gespeichert werden.
Im ersten Raum läuft ein Countdown.
Das Museum besteht aus mehreren Räumen. Es werden immer nur kleine Gruppen in die Räume gelassen (deswegen die Zeitfenster)
Das hat den Vorteil, dass nichts überlaufen ist und man alles ausprobieren kann.
Das hat aber auch den Nachteil, dass man nicht im eigenen Tempo gehen kann.
Wir fanden die Zeiten in den Räumen aber immer ausreichend.
Insgesamt sollte man für das Museum 1,45 Std einplanen
Es geht los!!!
Im ersten Raum lernen wir die Rahmen-Geschichte und ihre Protagonisten kennen.
An jeder Station konnte man sich mit den Hörern die Informationen dazu anhören.
Es gab vier Sprachen zur Auswahl:
Portugiesisch, Englisch, Spanisch und Französisch.
“Och neee, Mathe,… muss man hier jetzt rechnen oder was? Da bin ich raus, ich habe Ferien!” protestierte eines der Kids. Aber zum einen war das nur virtuelle Deko, zum anderen Stand heute Geschichte auf unserem Ferien-Stundenplan.
Und zwar mit Hilfe einer für die Kids sehr interessant gestalteten, interaktiven Storyline.
Die Lichter gingen wieder an, die nächste Tür öffnete sich und eine Museumsmitarbeiterin geleitete uns in den nächsten Raum
Ein weiterer interaktiver Raum
Im nächsten Raum konnte man durch interaktive Stationen viel über die Entstehung und Auswirkungen von Erdbeben lernen.
Erdbeben-Simulator-Plattformen, u.a. von dem Beben von San Francisco
In einem weiteren Raum gab es die ersten Plattformen, welche verschiedene große Beben der Geschichte simulierten.
Schaut euch dazu gleich am besten das Video unten an.
Die Zeitmaschine bringt uns in das Jahr 1755
Der nächste Raum stellte eine Art Zeitmaschine dar.
Mit ihr fuhren wir durch die Zeit zum 1.November 1755
Angekommen sind wir auf einer Straße mitten in Lissabon im Jahr 1755Es ist der 1. November 1755. Allerheiligen.
Alles ist friedlich.
Gleich beginnt die Heilige Messe zu Allerheiligen.
Niemand ahnte die bevorstehende Katastrophe.
Wobei …. so ganz stimmt das nicht …. wieder waren es die Tiere, welche sich scheinbar merkwürdig verhielten. Dem wurde aber erst im Nachhinein die entsprechende Bedeutung gegeben.
Und so waren die Menschen ahnungslos unterwegs zu den Kirchen der Stadt.
Die König und seine Familie überlebten das Erdbeben nur durch einen Zufall, denn seine Tochter wünschte sich, den Tag außerhalb der Stadt zu verbringen.
Der König kam dem Wunsch nach und sie fuhren an diesem Morgen nach Santa Maria de Belem.
Dieser Wunsch rette der königlichen Familie das Leben.
Wir schlenderten durch die Gassen und lauschten dem Treiben.
Zum Zeitpunkt des Erdbebens war Lissabon mit ca. 200.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Europas.
Lissabon war Dank der Goldfunde in Brasilien, damals eine Kolonie von Portugal, eine sehr reiche Stadt und die Besucher waren imponiert von dem Reichtum, welches die Stadt dekadent zur Schau stellte. Von dem Geld kaufte man prächtige Möbel aus dem Osten, zündete imposante Feuerwerke, mit Gold wurden die Kirchen und Paläste pompös verziert und es wurde ein prächtiges Opernhaus errichtet, welches in seiner Luxuriösität in Europa seinesgleichen suchte.
Wir erleben das große Beben in einer Kirche in Lissabon
Dann war es Zeit für die Kirche .
Wir betraten den Raum. Es ist ein großer Simulatorraum .
Durch Bildschirme haben wir um uns herum die Kirchenwände.
Das Besondere an diesem Raum: Die Bänke in der Mitte des Raumes werden sich gleich wie bei dem Beben damals bewegen.
Der Zugang zur Simulatorplattform wird deswegen schwangeren Personen, Personen mit eingeschränkter Mobilität oder Personen mit anderen gesundheitlichen Problemen, die auf die Bewegungen des Simulators reagieren, insbesondere Herzprobleme, nicht empfohlen.
Der Simulatorraum verfügt jedoch über einen Bereich mit festen Plätzen, in dem Besucher die gesamte Erdbebensimulation verfolgen können, ohne die Plattform zu betreten, und so die Umgebung dank der vielen Spezialeffekte genießen könne.
Die Messe begann ganz normal.
Ein erstes kleines Beben war um kurz nach halb zehn bereits zu spüren. Die Messe wurde nicht unterbrochen.
Aber dann, gegen 9.40 Uhr damalige Ortszeit, begann das schwere Beben.
Über mehrere Minuten bebte der Boden, das Erdbeben hatte eine Stärke von 8,5 – 9 !
Gebäude stürzten zusammen, durch die vielen Öfen brachen an vielen Stellen schlimme Brände aus. Was bei den ersten schweren Erdstößen noch nicht zerstört wurde, fiel nach mehreren Minuten starken Bebens meistens doch zusammen.
Die Bänke rütteln uns durch
Die Bänke rüttelten uns durch. Schwer zu verstehen, wie schlimm das für die Menschen damals gewesen sein muss. Die Erdstöße waren heftig, wir hielten uns an den Bänken fest, während um uns herum die Kirche einstürzte und in Flammen aufging.
Obwohl uns nichts passieren konnte, war es ein beklemmendes Gefühl.
Als wir die Kirche verlassen, liegt Lissabon in Schutt und Asche
Dann verließen wir die Kirche oder das, was davon übrig geblieben war.
Wir fanden uns in einer unwirklichen Szenerie wieder. Schutt, kaputte Gebäude, Brände.
Über uns simulierten Rotlichtlampen die Hitze, das Licht war gedämpft.
Damals waren die Straßen voller Schutt der eingestürzten Gebäude. Menschen schrien um Hilfe oder suchten verzweifelt ihre Angehörigen.
Die Straßen waren kaum noch zu erkennen, es gab kaum ein Vorankommen.
Verzweiflung, Todesängste, der Verlust von geliebten Menschen und nicht zu wissen, ob noch mehr Beben kommen würden und die letzten noch stehenden Gebäude auch zum Einsturz bringen würden.
Die Menschen liefen aus Verzweiflung dahin, wo es wenig Trümmer gab:
Die größeren Plätze untem am Fluß Tejo.
Ein tödlicher Fehler ….
Nach dem großen Erdbeben folgte ein verheerender Tsunami
Denn auf das schwere Beben folgte ein Tsunami.
Gegen 11 Uhr trafen die 5 Meter hohen Wellen auf die Stadt. Die Menschen am Ufer hatten keine Chance.
Bis tief in die Stadt reichten die Wassermassen und zerstörten, was noch nicht vom Erdbeben oder vom Feuer zerstört wurde.
Menschen in den Trümmern ertranken. Man schätz alleine durch den Tsunami gab es 900 weitere Opfer in Lissabon.
Insgesamt forderte das Beben um 60.000 Menschenleben. Eine genaue Zahl ist nicht bekannt.
Der Tsunami reichte bis zu Karibik, selbst dort waren die Wellen noch 3 Meter hoch.
Zweifel an Gott, als man die Auswirkungen sah
Lissabon war fast gänzlich zerstört. Durch das Beben, durch das Feuer, durch den Tsunami.
Einzig das Rotlichtviertel von Lissabon wurde fast komplett verschont.
Im gläubigen Lissabon löste dies eine tiefe Glaubenskrise aus.
Wie konnte Gott es zulassen, das Gotteshäuser zerstört, aber Bordelle verschont blieben?
Und dann noch an Allerheiligen, ein hoher christlicher Feiertag.
Und auch bekannte Literaten wie zB Goethe oder Kant beschäftigten sich mit dieser Frage.
Tatsächlich scheint es aber so, dass die Sedimentschichten unter dem Rotlichtviertel von Lissabon eine andere Beschaffenheit aufwiesen als der Boden im Stadtinneren – und die Bordelle deshalb standhafter waren.
Das wussten die Menschen damals natürlich nicht. Und viele begannen in dieser Zeit, an Gott zu zweifeln, angesichts der Katastrophe und der vielen vielen Opfer.
Lissabon sollte schnell wieder aufgebaut werden
Es galt, Lissabon wieder aufzubauen.
Sebastião José de Carvalho e Mello, der Marquês de Pombal, war damals der Stadtplaner und plante nach dem Beben ein völlig neues Lissabon.
Sein Ausspruch ist in die Bücher eingegangen: „Beerdigt die Toten und ernährt die Lebenden!“
Die Verstorbenen brachte man auf Schiffe und versenke diese im Meer – so verhinderte man den Ausbruch von Seuchen. Lissabon wurde abgeriegelt, die Armee sorgte dafür, dass Plünderer keine Chance hatten.
Niemand, der diese Katastrohe überlebt hatte, durfte die Stadt verlassen. Es wurden alle zur Mithilfe am Wiederaufbau gezwungen. Und das hat funktioniert, denn schon ein Jahr nach dem Beben war der komplette Schutt der Stadt abgetragen. Angesichts der fehlenden Transportmaschinen damals eine beeindruckende Leistung.
Beim Wiederaufbau plante man die Straßenzüge und die Viertel genau, Straßen wurden breiter und nach einem geordnet wirkendem System gebaut.
Und zum ersten mal befasste man sich mit erdbebensicheren Gebäuden.
An vielen Stationen kann man interaktiv mitmachen beim Neuaufbau von Lissabon.
Ein Video vom Museumsbesuch:
Weil das auf den Fotos teilweise gar nicht so richtig rüberkommt, habe ich ein etwas längeres Video zusammengeschnitten.
Das Video aus der Kirche mit dem Hauptbeben ist ungekürzt.
Unser Fazit zum Quake
Auch wenn man einiges an Informationen sicherlich noch hätte weiter ausbauen können, ist das Museum eine ganz klare Empfehlung.
Es wird viel erklärt und demonstriert zu der Entstehung und den Folgen von Erdbeben.
Und der Simulatorraum ist ein sehr eindrucksstarkes Erlebnis.
Die Räume sind kurzweilig und interessant gestaltet wenn man sich etwas zu Hause nochmals in Ruhe durchlesen möchte, hat man mit den Armbändern hierfür eine tolle Möglichkeit geschaffen!
Der Eintritt ist etwas hoch, aber er lohnt sich.
Dennoch fände ich es schöner, wenn es günstigere Familientarife gäbe.
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